Badisches Landesmuseum

Museumsheldento go

Badisches Landesmuseum

Von Vitrinenstars und Depothütern

Volontär*innenausstellung im Schloss Karlsruhe

Von der Restaurierungswerkstatt in die Ausstellung, aus dem Depot direkt auf einen Leihtransport in die USA oder für die Digitalisierung in den 3D-Scanner: Die Objekte des Badischen Landesmuseums sind ständig in Bewegung. In der Ausstellung "Museumshelden – Von Vitrinenstars und Depothütern“ berichten die Objekte selbst von ihren Abenteuern und ermöglichen uns einen Blick hinter die Kulissen des Museums!

Dabei begleitet ein ganz besonderes Heldenteam die Besucher*innen auf ihrer Entdeckungstour: Ein Fahrradhelm aus Pilz-Myzel, der als Neuling in das Museum kommt, und ein spätmittelalterliches Schwert meistern zusammen spannende Herausforderungen ...

Blick in den Ausstellungsraum von Museumshelden.

Blick in die Ausstellung "Museumshelden - Von Vitrinenstars und Depothütern"
© Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS - Uli Deck


Die Volontär*innen über ihre Ausstellung

Julia Rössler und Harriet Meyer aus dem Projektteam berichten über die Entstehung des Projekts.


Willkommen im Badischen Landesmuseum!

Der Fahrradhelm aus Pilzmyzel ist ganz verwundert. Gehört er wirklich hierher ins Badische Landesmuseum? Zum Glück steht ihm das spätmittelalterliche Stoßschwert aus der Sammlung der Markgrafen mit Rat und Tat zur Seite.

 

"Hoppla, warum bin ich im Museum? Gerade noch wuchs das Pilzgeflecht in meine schöne Helmform, dann wurde es erhitzt und abgetötet. Schwuppdiwupp bin ich hier! Noch wird viel mit mir herumexperimentiert. Ich wäre nämlich eine prima Plastikalternative für den Kopfschutz beim Radfahren!"
Pilzhelm (Substrat mit Mycel, Gurtbänder, Plastikschnallen, Karlsruhe, 2022)


"Ob Ausstellung, Depot oder Restaurierung – ich kenne das Museum wie meinen Knauf. Der Legende nach war ich um 1500 ein Geschenk des Kaisers höchstpersönlich an den badischen Markgrafen. Seit 1877 stehe ich dem Museum zur Verfügung."
Stoßschwert (Stahl, Leder, Goldschmelz, Tirol, um 1495, Klinge 13. Jh.)

Als Comic-Figuren gehen wir auf Erkundungstour durch das Badische Landesmuseum!
                                               


Eine Ausstellung entsteht


Auf Reisen durch das Museum

Für die Sammlung

Verschiedene Menschen, Zeiten und Vorstellungen bestimmen den Weg eines Objekts als Museumsheld in die Sammlung. Einst sammelte die Elite wertvolle Kunstgegenstände und präsentierte sie zusammen mit naturhistorischen Exponaten. Aus diesen Kunst- und Wunderkammern entstanden oft Museen mit darauf aufbauenden Sammlungen. Heute setzen sich Museen gezielter mit der Entstehung ihres Bestandes auseinander: War ein Erwerb wirklich rechtmäßig? Welche Sammlungslücken gibt es? Warum kamen Objekte in die Sammlung? Wen repräsentieren sie, wen nicht? Und: Wie soll weiter gesammelt werden? Die Sammlung ist das Herzstück eines Museums, ein Gedächtnisspeicher für unsere Geschichte. Sie ist nicht neutral und bleibt nicht gleich. Wer die Wege der Museumshelden verfolgt, wirft manche Fragen auf und beantwortet andere.

"Unsere Schrammen machen uns besonders. Sie erzählen von unserem alten Leben als viel verwendete Küchenhelfer."
Probierbesteck "mono Ring" (Edelstahl, Kunststoff, Mettmann, 1962)

"Doppelt hält besser, nicht wahr? Ich bestehe aus zwei Teilen und trage deshalb meine Inventarnummer mehrmals!"
Rauchgefäß (Irdenware, Steingut/Scherben/weiß, Japan, vor 1910)

Durch die Dokumentation

Ob archäologischer Fund oder moderner Alltagshelfer: Jeder Neuzugang muss zuerst durch die Dokumentation. Hier wird er beschrieben, vermessen und fotografiert. Damit nichts verloren geht, bekommt der Museumsheld eine Inventarnummer, die ihn mit diesem Wissen verknüpft. Die Nummer wird im Inventarbuch und am Helden vermerkt. Manche Museen notieren alle Objektdaten auf Karteikarten, hier gibt es stattdessen seit den 2000er Jahren eine Datenbank. Manchmal verliert ein Held sein Inventaretikett, das Museumspersonal kann ihn nicht mehr zuordnen. Am Badischen Landesmuseum wird er Teil des R-Inventars für Objekte, die keine Inventarnummer mehr haben. Mithilfe der Dokumentation bleiben die abenteuerlichen Geschichten der Museumshelden für alle erhalten. Fehlt sie, gerät das Wissen um die Objekte in Gefahr.

Ins Depot

Das Depot ist für die meisten Museumshelden Alltag. Denn: Die Sammelleidenschaft der Museen hält an. Auch verändern sich die Ansichten darüber, welche und wie viele Objekte gezeigt werden sollen. Oft mangelt es an Geld und Platz in den Museen. Im Depot sorgen die Restaurator*innen für alles Nötige, um die Helden langfristig zu bewahren: Dafür braucht es stabile Temperaturen, eine konstante Luftfeuchtigkeit, sowie Schutz vor Licht und Staub, Schadstoffen und Insekten. Je nach Material oder Objektgruppe wohnen die Helden in geschickt gestalteten Regal- und Schranksystemen. Am Badischen Landesmuseum gibt es etwa Magazine für Metall und Möbel, Gemälde und Textilien. Hier schlummern die Museumshelden nicht einfach nur, sondern stehen bereit zum Erforschen und Entdecken.

"Mir fehlt der Bezug zu Baden! Aber warum kann es nicht mal eine Ausstellung zu ostgotischen Gürtelschnallen aus Italien sein?"
Gürtelschnalle vom Typ Spoleto (Silber, Gold, Almandin, Italien, um 500)

"Original aus dem Mittelalter ist nur ein kleiner Teil in der Mitte von mir. Der Rest wurde aufwendig rekonstruiert."
Kachel (Ton, Ruine Hohenbaden, 1370-1400)

Zur Restaurierung

Die Museumshelden sollen trotz ihrer vielen Abenteuer möglichst authentisch und langfristig erhalten bleiben. Restaurator*innen prüfen regelmäßig ihren Zustand und planen verschiedene Behandlungen für die Helden. Priorität haben die rein erhaltenden Maßnahmen, die das Objekt stabilisieren und einen Verfall aufhalten. Manchmal wird es aus Bruchteilen wieder zusammengesetzt oder mit modernen Materialien täuschend echt ergänzt. Diese Eingriffe helfen den Betrachter*innen dabei, die Bedeutung und Funktion eines Objektes zu verstehen. Doch jede Behandlung verändert einen Museumshelden. Die Ansichten zum richtigen Umgang mit ihnen können manchmal sehr unterschiedlich ausfallen. Daher sollten Veränderungen immer gut begründet, dokumentiert, so minimal wie möglich und rückführbar sein.

In die Ausstellung

Nicht alle Museumshelden landen in einer Vitrine, nur etwa drei Prozent sind hier dauerhaft ausgestellt. Dazu kommen Exponate an acht weiteren Standorten, die vom Bodensee bis nach Bruchsal verteilt sind. In Sonderausstellungen werden die hiesigen Helden zeitweise durch Leihgaben unterstützt. Ausstellungen verändern sich im Laufe der Zeit. Sie sollen Besucher*innen gefallen, den Stand der Wissenschaft vermitteln und wandelnden Anforderungen und Trends entsprechen. Doch damit eine Ausstellung Erfolg hat, bedarf es vieler helfender Hände: Von Handwerker*innen und Kurator*innen über Kulturvermittler*innen und Gestalter*innen bis zum Aufsichtspersonal sind alle eingebunden. Der Traum vieler Museumshelden wird so wahr: Live und in Farbe vor den Besucher*innen zu stehen, für die das Museum sie bewahrt.

"Selfie gefällig? Seit den 1840ern bin ich ein Superstar der Sammlung."
Glockenkrater (Keramik, Locri, Süditalien, 460-450 v.Chr.)

"Ich bin eine echte Reise-Bloggerin - zum Beispiel 2015/16 bei meiner Japan-Tournee!"
Zauberrolle (Papier, Engen, verm. 18. Jh.)

Als Leihgabe unterwegs

Museen verleihen untereinander ihre Helden, damit Besucher*innen besondere Einblicke in neue Welten erhalten, ohne selbst reisen zu müssen. Wer darf reisen? Wohin und wie lange? Wie wird der Held transportiert? Welche Versicherung schützt ihn dabei? Bevor das Abenteuer losgehen kann, müssen diese Fragen beantwortet werden. Reisen kann manchmal stressig sein. Das gilt für Menschen wie auch für Objekte. Klimaschwankungen oder holprige Transporte bringen Unsicherheiten und Gefahren mit sich. Aber mit der optimalen Verpackung merken die Helden dabei so gut wie nichts. Im Museum angekommen, ruhen die Helden erstmal und gewöhnen sich an die neue Umgebung. Nach ihrem Außendienst geht die Reise zurück. So bleiben die Museumshelden in Bewegung!

Ab ins Digitale

Seit Jahren drängen die Museumshelden vermehrt auch in die Weiten des Internets vor. Depothüter geraten als Digitalisate erstmals in den Blick der Öffentlichkeit. Dank neuester Medien erstrahlen sogar altgediente Vitrinenstars in einem neuen Licht. Das Museum öffnet so nicht nur seine Depots im Digitalen, sondern ermöglicht auch die verstärkte Mitwirkung aller. Durch die Digitalisierung des menschlichen Lebens entstehen genuin digitale Objekte: neue Museumshelden. Sie bezeugen unseren Alltag für künftige Generationen. Daher beschäftigen sich Museen vermehrt mit der Frage: Wie können wir Webseiten, Posts und Memes sammeln?

"Dank neuer Scanverfahren kann ich nicht nur weltweit als untersucht, sondern auch ganz einfach kopiert und gedruckt werden!"
Askos (Ton, Centuripe, Sizilien, 6. Jh. v.Chr.)


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#museumshelden

Besucher*innen an der Selfie-Station in der Ausstellung "Museumshelden".
© Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS - Uli Deck


Die Comic-Illustrationen in Ruhe zuhause betrachten, Hintergrundgeschichten zu den Objekten erfahren und spannende Interviews oder skurrile Fakten nachlesen? Das Magazin zur Ausstellung bietet alle diese Möglichkeiten. Erhältlich im Museumsshop online oder vor Ort im Schloss Karlsruhe.


Projektteam der Ausstellung Museumshelden bestehend aus elf Volontärinnen und Volontären

Das Kurator*innenteam: Die Volontär*innen des Badischen Landesmuseums
© Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul


Die illustratorische Gestaltung der Ausstellung wurde ermöglicht durch:

Der Ausstellungsbereich "Ab ins Digitale!" wurde unterstützt durch: